Denkt man an Kinos, haben die meisten automatisch die riesigen Filmpaläste vor Augen, die in der Regel zu einer großen Kette gehören. Darüber hinaus gibt es aber auch viele kleine Kino, die privat geführt werden und neben den bekannten Blockbustern gern auch Nischen-Filme zeigen. Die romantische Vorstellung vom kleinen Programmkino sorgt dafür, dass sich wieder mehr Menschen dafür interessieren, ein eigenes Kino zu eröffnen. Doch ist das in Zeiten von Netflix und Co. wirklich sinnvoll?
Wie eröffnet man ein Kino?
Wer ein Kino eröffnen möchte, muss sich gleich zu Beginn entscheiden, ob er den abenteuerlichen oder den sicheren Weg gehen will. Letzterer bedeutet, dass man sich an eine der großen Kino-Ketten wendet, hinter denen sich in der Regel Franchisesysteme verbergen. Das wiederum heißt, dass Sie zwar selbst ein Unternehmen gründen, aber auf den umfassenden Support des Franchisegebers setzen können. Im Gegenzug verpflichten Sie sich zur Zahlung von Franchisegebühren und binden sich über einen gewissen Zeitraum vertraglich an das Unternehmen.
Gebühren und Verträge klingen in Ihren Ohren nach jeder Menge Einschränkungen und Kompromissen? Dann sollten Sie lieber den individuellen Weg gehen und ein unabhängiges Kino eröffnen. Das ist zwar mit deutlich mehr Aufwand verbunden und bringt auch eine Reihe von Risiken mit sich, sorgt aber dafür, dass Sie Ihre ganz eigenen Vorstellungen von einem Kino realisieren können.
Wo bekommt man Filme für ein eigenes Kino her?
Wer mit dem Gedanken spielt, ein eigenes Kino zu eröffnen, wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit fragen, woher man die Filme bekommt, die gezeigt werden müssen. Eines gleich vorweg: Einfach die private DVD-Sammlung einsetzen und via Beamer dem breiten Publikum präsentieren geht nicht. Hierbei handelt es sich schlicht und ergreifend um eine Straftat!
Um Filme (egal wie aktuell oder alt sie sind) einem breiten Publikum zeigen zu dürfen, brauchen Sie die (temporären) Aufführungsrechte, die wiederum Geld kosten. Filme, die im Kino gezeigt werden, werden in der Regel auch nicht gekauft, sondern geliehen – immerhin wird kaum ein Film bis in alle Ewigkeiten gezeigt, sondern immer irgendwann abgesetzt. Wo Sie Filme für Ihr eigenes Kino ausleihen und die Aufführungsrechte erlangen können, erfahren Sie auf der Webseite vom Verband der Filmverleiher e.V.
Diese Seite stellt neben Verleih-Optionen auch viele weitere spannende Informationen zur Verfügung. So gibt es beispielsweise eine Kinolandkarte mit allen Kinos, die es aktuell in Deutschland gibt (gutes Hilfsmittel für eine erste Marktanalyse). Dieser Karte entnehmen Sie auch, zu welchem Verleihbezirk Ihr Wunsch-Standort gehört. Insgesamt gibt es in Deutschland fünf Verleihbezirke:
- Verleihbezirk Hamburg
- Verleihbezirk Berlin
- Verleihbezirk Düsseldorf
- Verleihbezirk Frankfurt am Main
- Verleihbezirk München
Ein Kino eröffnen setzt Startkapital voraus
Um ein eigenes Kino zu eröffnen, benötigen Sie jedoch nicht nur Filme. Die Liste der Anschaffungen vor Eröffnung Ihres Lichtspielhauses ist lang und umfasst beispielsweise:
- Stühle oder Kinosessel
- Kassensystem
- Getränke und Snacks
- Alarmanlage
- Rauchmelder
- Feuerlöscher
- Erste-Hilfe-Kästen
Hinzu kommt natürlich außerdem noch, dass Sie mit großer Wahrscheinlichkeit Miete für die Räumlichkeiten und auch Nebenkosten zahlen müssen. Die Gründungskosten für ein eigenes Kino sind dementsprechend hoch. Wer nicht bereit ist, in der Anfangszeit in eine gute Ausstattung zu investieren, wird es hinterher mit Sicherheit bereuen. Schließlich hängt der Erfolg von Ihrem Kino maßgeblich davon ab, ob sich Ihre Besucher wohlfühlen und einen guten Service genießen. Wer seine Kunden anderthalb Stunden auf harten Klappstühlen sitzen lässt und kein Wechselgeld herausgeben kann, weil die Kasse mal wieder spinnt, darf sich hinterher nicht wundern, wenn der große Besucheransturm ausbleibt.
Als kleines Kino gegen die große Konkurrenz durchsetzen
Wie eingangs bereits erwähnt, ist die Konkurrenz in der Kino-Branche riesig. Große Ketten wie Cinestar oder UCI machen es den kleinen Programmkinos schwer, Gäste anzulocken. Die Filmpaläste haben meist nicht nur die aktuellsten Blockbuster im Programm, sondern bestechen auch durch Komfort und Service. Wie also kann man sich durchsetzen, wenn man sein eigenes Kino eröffnen will?
Die wohl erfolgversprechendste Strategie ist eine eindeutige Positionierung. Die Mehrheit der kleinen Kinos in Deutschland versteht sich bewusst als Nischenkino und präsentiert beispielsweise vorrangig alte Filme, nur deutsche Filme oder Filme im Originalton. Programmkinos, die ausschließlich die gleichen Filme wie die großen Konkurrenten zeigen, werden nur wenig Chancen haben, genügend Besucher anzuziehen.
Weiterhin ist es unumgänglich, eine möglichst enge Bindung zum Kunden aufzubauen. Wer einmal ins Programmkino gegangen ist, kommt in der Regel immer wieder – vorausgesetzt, es hat ihm gefallen. Kundenbindung lässt sich aufbauen, indem Sie ins Gespräch mit den Besuchern kommen, Sie um Feedback bitten und Verbesserungsvorschläge auch tatsächlich umsetzen. Auch regelmäßige Aktionen schaden nicht, wenn es darum geht, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen.
Freiluft-Kinos: Ein besonderes Filmerlebnis in lauen Sommernächten
Während sich Kinos in den kalten Monaten zwischen Oktober und März meist über reichlich Kundschaft freuen können, sieht es in der anderen Jahreshälfte oft eher mau aus. Wenn die Sonne vom Himmel lacht und die Temperaturen das Thermometer hinaufklettern, haben nur wenige Lust, ihre freie Zeit in dunklen Kinosälen zu verbringen. Um dieses Dilemma zu umgehen, entscheiden sich viele Kinobetreiber, in den Sommermonaten ein Freiluftkino zu etablieren. Hierbei werden neben aktuellen Filmen gern auch alte Klassiker gezeigt, die das Publikum begeistern.
Ebenfalls sehr beliebt sind Autokinos, von denen es auch hier in Deutschland ein paar gibt. Wer ein eigenes Kino eröffnen will und sich für diese Variante entscheidet, benötigt keinen Kinosaal, sondern einen großen Parkplatz, auf den möglichst viele Autos passen. Autokinos können sich durchaus als lukrative Einnahmequelle herausstellen. Ihr Nachteil ist jedoch, dass sie nur im Sommer Besucher anlocken und damit als Saisongeschäft bezeichnet werden können. Im Winter ist es dann doch wieder besser, geschlossene und beheizbare Räumlichkeiten zu haben, in denen man Filme zeigen kann.
Lohnt es sich heute noch, ein Kino zu eröffnen?
Wer sich nach getaner Arbeit oder am Wochenende einen Film ansehen will, hat mittlerweile unzählige Möglichkeiten. Die Kinos bekommen das natürlich zu spüren und müssen mit teils stark zurückgehenden Besucherzahlen rechnen. Es stellt sich also die Frage, ob es wirklich klug ist, heutzutage noch ein eigenes (kleines) Kino zu eröffnen.
Grundlegend ist das Risiko leider recht hoch – vor allem, wenn man sich vor Augen führt, wie viel Startkapital Sie aufbringen müssen, um ein Kino zu eröffnen. Allerdings kann die Geschäftsidee auch durchaus gewinnbringend sein. Voraussetzungen hierfür sind eine klare Positionierung, eine hochwertige Ausstattung und erstklassiger Kundenservice. Wenn sich Ihr Kino einmal etabliert hat und regelmäßig Kunden anlockt, werden auch die Umsätze bald stimmen und Ihnen einen guten Gewinn bescheren.
Sie möchten noch mehr Informationen zum Thema Kino eröffnen? Dann schauen Sie bei der Gründerplattform vorbei, von der Idee bis zur Gründung, einfach erklärt und begleitet.
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