Eine Lackiererei eröffnen – dieses unternehmerische Vorhaben klingt im ersten Moment relativ simpel, entpuppt sich in vielen Fällen jedoch als große Herausforderung. Was viele beispielsweise gar nicht wissen: Der Beruf des Lackierers ist geschützt und setzt eine entsprechende Berufsausbildung voraus. Welche Fallstricke noch auf Sie warten, wenn Sie mit dem Gedanken spielen, eine Lackiererei zu eröffnen, verrät Ihnen der nachfolgende Artikel.
Ohne Gewerbeerlaubnis keine eigene Lackiererei
Der Traum von der eigenen Lackiererei platzt für viele frühzeitig, weil Sie keinen Meisterbrief haben oder die Ausbildung zum Lackierer völlig fehlt. Da es sich hierbei um einen zulassungspflichtigen Beruf handelt und die Gewerbeerlaubnis nur unter bestimmten Voraussetzungen erteilt wird, müssen Sie unbedingt wissen, welche Voraussetzungen Sie erfüllen müssen.
Um eine Lackiererei eröffnen zu können, müssen Sie einen der folgenden vier Punkte vorweisen beziehungsweise erfüllen:
- einen Meisterbrief als Lackierer
- einen Meister, den Sie als Betriebsleiter einstellen
- eine Ausübungsberechtigung nach §7 HwO
- eine Ausnahmebewilligung nach §8 HwO
Hinweis: Eine Ausübungsberechtigung oder Ausnahmebewilligung erhalten in der Regel nur Lackierer (beziehungsweise andere Handwerker), die mehrere Jahre Berufserfahrung als Geselle vorweisen können. Es ist demnach also möglich, sich auch ohne Meisterbrief als Lackierer selbstständig zu machen. Entscheidend ist letztlich, dass Sie eine Gewerbeerlaubnis erhalten.
Die richtige Rechtsform für eine Lackiererei
Wenn Sie eine Lackiererei eröffnen beziehungsweise sich als Lackierer selbstständig machen wollen, ist es unverzichtbar, sich Gedanken über eine passende Rechtsform für Ihr Unternehmen zu machen. An dieser Stelle wird zum ersten Mal richtig deutlich, wie komplex das Thema Selbstständigkeit ist. Wer keine Lust hat, sich intensiv in das Thema einzuarbeiten, wird schnell an seine Grenzen stoßen und die Motivation verlieren.
Im Fall der Lackiererei gibt es – ähnlich wie allen anderen Handwerksbetrieben auch – keine vorgeschriebene Rechtsform. Das bedeutet, Sie können frei wählen, sollten Sie jedoch im Vorfeld auch genau über die Optionen informieren. Eine falsche Entscheidung kann schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen und den Erfolg des Unternehmens gefährden.
Besonders beliebte Rechtsformen für eine Lackiererei sind diese:
- Einzelunternehmen: Als Einzelunternehmer dürfen Sie sich über einen überraschend einfachen Gründungsprozess freuen. Sie müssen lediglich einen Gewerbeschein und den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung ausfüllen, die Kosten für die Gewerbeanmeldung zahlen und können sofort loslegen. Ein Stammkapital ist nicht notwendig. Dafür müssen Sie jedoch im Fall des unternehmerischen Scheiterns mit Ihrem privaten Besitz haften.
- GmbH: Diese Rechtsform gilt als besonders vertrauenswürdig und wird daher von Kunden und Geschäftspartnern sehr geschätzt. Eine GmbH kann sowohl im Team als auch allein (Ich-GmbH) gegründet werden. Ihr größter Vorteil ist die eingeschränkte Haftung. Falls Sie eine Insolvenz anmelden müssen, bleibt Ihr privater Besitz unangetastet. Die wohl größte Hürde bei der Gründung einer GmbH ist das geforderte Stammkapital in Höhe von 25.000 Euro.
- UG (haftungsbeschränkt): Wer keine 25.000 Euro Stammkapital auf der „hohen Kante“ hat und trotzdem von der beschränkten Haftung einer Rechtsform profitieren will, sollte über die Möglichkeit einer UG (haftungsbeschränkt) nachdenken. In diesem Fall ist lediglich ein (symbolisches) Stammkapital in Höhe von 1 Euro nötig. Anders als die GmbH genießt die UG (haftungsbeschränkt) allerdings (noch) nicht das vertrauenswürdige Image, das bei Kunden sehr gut ankommt.
Hinweis: Das Thema Insolvenz ist im Handwerk leider allgegenwärtig. Hohe Anschaffungskosten für Material und Arbeitsgeräte, eine schwankende Auftragslage und der unerbittliche Konkurrenzkampf sorgen unter anderem dafür, dass viele Unternehmen früher oder später das Handtuch werfen müssen. Wenn Sie eine Lackiererei eröffnen wollen, sollten Sie sich dieses finanziellen Risikos bewusst sein und genau abwägen, was besser ist: Die unkomplizierte und kostensparende Gründung eines Einzelunternehmens oder die private Absicherung durch GmbH beziehungsweise UG (haftungsbeschränkt).
Der richtige Standort für eine Lackiererei
Wenn Ihre Entscheidung feststeht und Sie sich tatsächlich als Lackierer selbstständig machen wollen, sollten Sie auf keinen Fall Zeit verlieren. Je eher Sie mit der Suche nach einer passenden Immobilie beginnen, desto besser. Der richtige Standort ist oftmals entscheidend für den Erfolg und hat auf jeden Fall einen großen Einfluss auf die weitere Entwicklung von Ihrem Business.
Wenn Sie nicht wissen, wo oder wie Sie mit der Suche nach einer passenden Immobilie für Ihre Lackiererei beginnen sollen, helfen Ihnen vielleicht unsere Ratschläge:
- Fragen Sie sich als erstes, welche Ansprüche Sie an die Räumlichkeiten haben. Wie viele Lackier-Kabinen soll es geben? Wie groß muss die Lagerfläche sein? Sollen die Büro-Räume direkt angeschlossen sein? Wie viel Freifläche wird benötigt (zum Parken der Autos)?
- Die meisten Immobilien für Lackierereien befinden sich in Gewerbegebieten beziehungsweise in städtischen Randgebieten. Auch eine Lage im ländlichen Raum ist grundsätzlich denkbar und häufig mit niedrigen Miet- oder Kaufpreisen verbunden. Eine Lackiererei im Stadtzentrum kann funktionieren, verursacht in der Regel allerdings nur unnötig große Kosten.
- Setzen Sie sich einen preislichen Rahmen. Dieser hilft Ihnen dabei, gewisse Immobilien von Anfang an auszuschließen. Außerdem verringern Sie somit das Risiko, sich zu verkalkulieren und am Ende auf Kosten zu sitzen, die Sie (gerade in der Anfangszeit) nicht tragen können.
- Erstellen Sie eine Prioritätenliste. Fragen Sie sich hierzu beispielsweise: Worauf will ich auf keinen Fall verzichten? Was ist mir wichtig? Was wäre „nice to have“? Worauf kann ich verzichten? Was brauche ich auf gar keinen Fall? Mit dieser Liste im Gepäck wird es Ihnen leichter fallen, eine Immobilie zu bewerten und herauszufinden, ob Sie zu Ihrer Lackiererei passt oder nicht.
Sichtbar werden – sowohl online als auch offline
Wenn Sie soweit sind, dass die Lackiererei tatsächlich eröffnet werden kann, sollten Sie sich ein paar grundlegende Gedanken über die Vermarktung Ihres Unternehmens machen. Wer einfach nur darauf vertraut, von den Kunden gefunden zu werden, spart zwar Zeit, begibt sich aber auch auf äußerst dünnes Eis. Es kann dann nämlich schnell passieren, dass die Auftragsbücher leer bleiben.
Marketing für Lackierereien hat zahlreiche Gesichter und zielt in aller Regel auf verschiedene klassische und moderne Maßnahmen ab. Ein frischer Mix – beispielsweise aus gedruckten Informationsmaterialien und einer hochwertigen Webseite – lockt nicht nur Kunden an, sondern sorgt auch dafür, dass Sie langfristig sichtbar werden. Das wiederum ist von entscheidender Wichtigkeit, wenn es darum geht, sich von der Konkurrenz zu unterscheiden und das eigene Profil zu schärfen.
Hinweis: Wenn Sie selbst der Meinung sind, keine Ahnung von Marketing zu haben, können Sie diese Aufgabe auch an einen externen Profi abgeben.
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