Auch wenn immer mehr Menschen nahezu alles im Internet erwerben, wissen noch immer genug das gute alte analoge Kaufvergnügen zu schätzen. Auf regionalen Märkten bekommt man alles, was das Herz begehrt – von frischem Obst und Gemüse über Blumen und andere Pflanzen bis hin zu Textilien und Lederwaren. Das bunte Gemisch aus Ständen jeglicher Couleur sorgt dafür, dass der Marktplatz ein Ort ist, an dem es immer etwas zu sehen (und zu kaufen) gibt. Doch wer sind eigentlich die Menschen, die hier ihre Waren anbieten und damit ihr Geld verdienen? Falls Sie selbst schon einmal mit dem Gedanken gespielt haben, sich mit einem eigenen Marktstand selbstständig zu machen, dann sollten Sie unbedingt diesen Beitrag lesen. Er liefert Ihnen wertvolle Informationen.
Marktstand = Reisegewerbe
Wer regelmäßig auf Märkten aktiv ist, hier seine Waren verkauft und damit ein Einkommen generiert, muss in jedem Fall ein Gewerbe anmelden. Ob es sich hierbei um den Hauptberuf oder ein Nebengewerbe handelt, ist Ihnen überlassen und hängt maßgeblich davon ab, wie viel Zeit Sie in Ihre Tätigkeit als Händler investieren.
Wichtig zu wissen ist außerdem, dass Sie eine besondere Form von Gewerbe anmelden müssen, wenn Sie sich mit einem Marktstand selbstständig machen. Da Sie keinen festen Verkaufsort haben, sondern in der Regel von Markt zu Markt wandern, handelt es sich hierbei um ein sogenanntes Reisegewerbe. Im Zuge Ihrer Gewerbeanmeldung müssen Sie demnach auch eine Reisegewerbekarte beantragen.
Diese kann als eine Art Erlaubnisurkunde verstanden werden und sollte immer griffbereit sein, falls das Ordnungsamt einmal auf Ihrem Markt kontrolliert, ob alle Standbetreiber legal ihre Waren verkaufen.
Weiterhin ist es wichtig, zu erwähnen, dass Sie für die Beantragung einer Reisegewerbekarte ein bisschen mehr Zeit als für die herkömmliche Gewerbeanmeldung einplanen sollten. Es ist eine Wunschvorstellung, dass Sie das Dokument heute beantragen und bereits übermorgen in Ihrem Briefkasten finden.
Info: Wie viel die Reisegewerbekarte kostet, hängt davon ab, in welchem Bundesland Sie sich selbstständig machen.
Immer an die Standerlaubnis denken!
Wer einen eigenen Marktstand hat, darf sich damit natürlich nicht überall aufstellen, wo es ihm gerade gefällt. Ihr „Arbeitsort“ sind grundsätzlich Wochenmärkte, manchmal auch Jahr- und Weihnachtsmärkte. In jedem Fall müssen Sie unbedingt an die Standerlaubnis denken.
Hierbei handelt es sich um – der Name lässt es bereits vermuten – eine Erlaubnis dafür, Ihren Stand an Ort XY aufzubauen. Sie wird entweder von einer städtischen Behörde oder dem Veranstalter des Marktes erteilt. Die Kosten für eine Standerlaubnis variieren teils stark.
Können Sie keine Standerlaubnis vorweisen, müssen Sie Ihren Marktstand im Normalfall unverzüglich wieder abbauen.
Welche Ware wollen Sie anbieten?
Schlendert man über einen durchschnittlichen Wochenmarkt, wird schnell deutlich: Hier sind jede Menge Spezialisten am Werk. Während am einen Stand ausschließlich Obst und Gemüse verkauft werden, gibt es am anderen Pflanzen jeder Art. Wieder woanders können fleißig Käse, Wurst oder Backwaren erworben werden.
Wenn Sie einen eigenen Marktstand betreiben und damit Ihr Geld verdienen wollen, sollte Ihnen so früh wie möglich klar sein, auf welche Ware Sie sich spezialisieren wollen und worauf Ihr Fokus liegen soll.
Ehe Sie diese Entscheidung treffen, ist es sinnvoll, einen genauen Blick auf die Märkte in Ihrer Umgebung zu werfen. Welche Stände sind dort bereits vertreten? Wo besteht noch Bedarf und wo droht eine Übersättigung?
Es ist von großer Wichtigkeit, dass Sie Ihre Konkurrenz genau im Auge haben und abschätzen können, wie gut die Chancen sind, sich ebenfalls auf dem Markt (im wahrsten Sinne des Wortes) zu etablieren. Wenn es bereits vier Anbieter für Schnittblumen und Topfpflanzen gibt, dann ist es nur wenig sinnvoll, auch noch in diesem Bereich tätig zu sein. Überlegen Sie sich in diesem Zusammenhang immer, welche Nische Sie eventuell besetzen können und was Ihr USP ist.
Was ist Ihr USP?
Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass Sie als Einzige/r Ware XY auf einem Wochenmarkt anbieten werden. Es wird immer andere Standbetreiber geben, die ein ganz ähnliches oder sogar identisches Angebot haben und zu einer direkten Konkurrenz für Sie werden.
Um dennoch die Kunden an genau Ihren Marktstand zu locken, ist es hilfreich, über einen USP nachzudenken – oder altmodisch ausgedrückt: über ein Alleinstellungsmerkmal.
Wenn Sie beispielsweise ganz besonderes Obst anbieten oder Blumen im Sortiment haben, die im gesamten Stadtgebiet nicht zu finden sind, dann sind Ihre Aussichten auf Erfolg ziemlich gut. Auch Sie selbst als Person können ein USP sein – nämlich dann, wenn Sie sich zu einem stadtbekannten Unikum entwickeln, das beispielsweise immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat und sich gern die Zeit für einen Plausch mit den Kunden nimmt.
Woher kommt die Ware?
Wer einen eigenen Marktstand betreiben will, braucht natürlich Waren, die er dort verkaufen kann. Ehe Sie sich in das Abenteuer Selbstständigkeit stürzen, sollten Sie sich also Gedanken darüber machen, woher Sie diese beziehen.
Nicht wenige Menschen, die auf Märkten arbeiten, bieten das an, was sie selbst anbauen. Vor allem im Sommer und Herbst ist das Angebot entsprechend üppig und abwechslungsreich. Wenn Sie auch in den anderen Monaten etwas verkaufen wollen und/oder selber keinen grünen Daumen für den Anbau von Obst, Gemüse und Pflanzen haben, dann werden Sie mit unter Umständen mit diversen Großhändlern kooperieren und darum bemüht sein, den bestmöglichen Einkaufspreis zu verhandeln.
Eine Alternative zu den Großhändlern stellen regionale Bauern dar. Es ist durchaus sinnvoll, Kontakte in diese Branche aufzubauen. Regionale Produkte aus biologischem Anbau beziehungsweise artgerechter Haltung erfreuen sich größter Beliebtheit und können durchaus Ihr USP werden.
Immer mehr Kunden sind außerdem auch bereit, mehr zu zahlen, wenn dafür die Qualität der Produkte stimmt. Das alles spricht deutlich dafür, an Ihrem Marktstand die Waren von regionalen Bauernhöfen zu verkaufen.
Ein eigener Marktstand: Diese Voraussetzungen sollten Sie erfüllen
Was immer wieder gern vergessen wird: Wer auf dem Wochenmarkt arbeitet, leistet einen Knochenjob. Mehrere Stunden am Stück stehen, jedem Wetter trotzen, schwere Kisten schleppen… Es gibt zahlreiche Aspekte dieses Berufs, die verdeutlichen, dass Zartbesaitete hier schnell an ihre Grenzen stoßen werden.
Wenn Sie sich dennoch dafür entscheiden, einen eigenen Marktstand zu etablieren, dann sollten Sie unbedingt die folgenden Voraussetzungen erfüllen:
- körperliche Fitness
- Kraft
- Ausdauer
- Durchhaltevermögen
- Wissen rund um die Waren, die Sie anbieten
- Kontaktfreude
- Kopfrechen-Talent
- Schnelligkeit
- strukturierte Arbeitsweise
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