„Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.“ - Es gibt genug Menschen, die diesem Sprichwort zu 100 Prozent zustimmen und sich sicher sind, dass es nichts schöneres gibt als einen Ausritt in der Natur. Der Reitsport ist so beliebt wie eh und je und zieht immer wieder neue Anhänger an. Vor allem Kinder, aber auch viele Erwachsene, lassen sich schnell von der Begeisterung anstecken und wollen Reiten lernen. Wenn Sie die Leidenschaft für die sanften Huftiere nachvollziehen können und vielleicht auch schon mal mit dem Gedanken gespielt haben, Ihr Hobby zu Beruf zu machen, dann ist eine Tätigkeit als selbstständiger Reitlehrer vielleicht eine Option für Sie. Lesen Sie in diesem Beitrag unter anderem, welche Voraussetzungen Sie erfüllen müssen, um diesen Beruf auszuüben und mit welchen Kosten Sie in der Anfangsphase rechnen sollten.
Reitlehrer: Gewerbe oder Freiberuflichkeit?
Wer als selbstständiger Reitlehrer arbeiten und damit sein Geld verdienen möchte, tendiert vielleicht dazu, sofort zum Gewerbeamt zu gehen und dort ein Gewerbe anzumelden. Grundsätzlich keine schlechte Idee, doch in diesem speziellen Fall leider die falsche.
Reitlehrer gehören zu den freien Berufen, da sie eine schöpferische Lehrtätigkeit ausüben. Oder mit anderen Worten: Sie sind keine Gewerbetreibenden, sondern Freiberufler. Doch was bedeutet das konkret und in der Praxis?
Als Freiberufler dürfen Sie sich zunächst einmal über einen vereinfachten Gründungsprozess freuen. Sie müssen keinen Gewerbeschein ausfüllen und auch nicht entscheiden, welche Rechtsform Sie für Ihr Business wählen wollen.
Stattdessen schicken Sie ein formloses Schreiben an das für Sie zuständige Finanzamt und bitten dort um die Vergabe einer Steuernummer. Im gleichen Atemzug weisen Sie darauf hin, dass Sie sich als Reitlehrer selbstständig machen wollen. Um den Prozess möglichst kurz zu halten und unnötigen Schriftverkehr zu vermeiden, ist es sinnvoll, gleich auch Ihre Trainerlizenz beizufügen. Mehr zu diesem Dokument erfahren Sie weiter unten im Beitrag.
Wenn das Finanzamt der Meinung ist, Ihre Freiberuflichkeit zu erlauben, dann werden Sie einen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung erhalten. Beim Ausfüllen ist Ihnen bei Bedarf Ihr Steuerberater behilflich. Haben Sie schließlich Ihre Steuernummer erhalten, können Sie die Arbeit als freiberuflicher Reitlehrer aufnehmen und Rechnungen an Ihre Kunden ausstellen.
Doch nicht nur der Gründungsprozess an sich bringt ein paar attraktive Vorteile für Freiberufler mit sich. Wenn Sie als solcher eingestuft werden, dürfen Sie sich über zwei weitere positive Aspekte freuen:
- Eine vereinfachte Buchführung (in der Regel reicht eine Einnahmen-Überschussrechnung – kurz: EÜR – am Ende des Geschäftsjahres)
- Der Wegfall der Gewerbesteuer
Reitlehrer: Ein geschützter Beruf?
Jeder, der einen Reitlehrer engagiert, hofft natürlich darauf, es mit einer kompetenten Person zu tun zu haben. Dementsprechend liegt auch die Vermutung nahe, dass man eine ganze Reihe von Voraussetzungen erfüllen muss, um sich als Reitlehrer selbstständig zu machen.
In der Tat handelt es sich hierbei jedoch um einen nicht-geschützten Beruf, der theoretisch von jedem ausgeübt werden darf. Es ist keine spezielle Ausbildung erforderlich, um als Reitlehrer arbeiten zu können.
Allerdings – und das ist ein ganz entscheidender Fakt – müssen Sie eine Trainerlizenz vorweisen, um sich in diesem Business selbstständig machen zu können. Im Reitsport unterscheidet man zwischen
- Lizenz A: Reitunterricht für weit fortgeschrittene Schüler
- Lizenz B: Reitunterricht für fortgeschrittene Schüler
- Lizenz C: Reitunterricht für Schüler im Anfänger-Stadium
Es ist sinnvoll, wenn Sie sich zunächst einmal die Trainer-Lizenz C sichern, um Anfänger in die „Geheimnisse“ des Reitens einführen zu können. Nach und nach ist dann auch ein „Upgrade“ auf weitere Lizenzen möglich. Wichtig zu wissen: Pro Lizenz müssen Sie mit etwa 150 Euro Kosten rechnen. Genaue Informationen hierzu und zu weiteren Themen rund um die Trainer-Lizenz für Reitlehrer finden Sie hier.
Hohe Investitionskosten am Anfang der Selbstständigkeit
Wer denkt, das die 150 Euro für die Trainer-Lizenz ausreichen, um Reitlehrer zu werden, der irrt sich leider gewaltig. Tatsächlich handelt es sich hierbei um ein kostenintensives Business, das keinesfalls unterschätzt werden darf.
Wenn Sie in den professionellen Reitsport einsteigen und hier als Lehrer Fuß fassen wollen, dann wird Ihnen bereits klar sein, dass nahezu alles in der Branche Geld kostet. Angefangen bei den Pferden über Stall-Miete, Futter und Pflege bis hin zum Transport – überall warten Ausgaben auf Sie.
Info: Je nachdem, auf welche Infrastruktur Sie bereits zurückgreifen können, sollten Sie zu Beginn Ihrer Selbstständigkeit etwa 15.000 bis 20.000 Euro für Ausgaben zur Verfügung haben.
Ein weiterer Kostenpunkt, der leider allzu oft aus den Augen verloren wird, sind die Versicherungen. Als selbstständiger Reitlehrer brauchen Sie unbedingt eine Berufshaftpflichtversicherung; für den Fall, dass sich ein Schüler verletzt und Sie dafür verantwortlich macht. Auch die Pferde und die Ausrüstung sollten einen umfassenden Versicherungsschutz genießen.
Viele Möglichkeiten der Spezialisierung
Die meisten Reitlehrer bieten im Rahmen ihres Unterrichts eine gewisse Grundeinführung in den Reitsport an. Schüler lernen den allgemeinen Umgang mit Pferden und die typischen Gangarten. Außerdem wird darauf aufmerksam gemacht, wie man die Tiere richtig pflegt und versorgt.
Darüber hinaus gibt es allerdings auch noch viele weitere Einsatzgebiete für Reitlehrer. Wie wäre es beispielsweise, wenn Sie Ihren Schülern Dressur- oder Springreiten beibringen? Je spezieller Ihr Unterricht ist, desto mehr Geld können Sie dafür verlangen. Bedenken Sie aber auch, dass die Nachfrage für solche Unterrichtsstunden nicht so groß ist wie im Fall des allgemeinen Reitunterrichts.
Marketing für Reitlehrer
Da der Reitunterricht eine Tätigkeit ist, die starken saisonalen Schwankungen unterliegt, ist es umso wichtiger, dass Sie genügend Zeit und auch Geld in Ihre Vermarktung investieren. Potentielle Schüler können nur dann auf Sie aufmerksam werden, wenn Sie an die Öffentlichkeit treten und klar kommunizieren, was Sie alles anbieten.
Um möglichst viele Kunden anzusprechen, empfiehlt sich ein bunter Mix aus verschiedenen Online- und Offline-Marketingmaßnahmen. Ein absolutes Muss ist in der heutigen Zeit beispielsweise eine Facebook-Seite, auf der Sie Ihre Fans auf Aktionen und mehr aufmerksam machen können. Auch eine gut gepflegte und suchmaschinenoptimierte Internetseite darf auf keinen Fall fehlen, wenn Sie neue Kunden ansprechen wollen.
Neben den digitalen Möglichkeiten sollten allerdings auch die analogen nach wie vor ausgeschöpft werden. Eine ansprechend gestaltete Zeitungsannonce oder Flyer sind auch in Zeiten des WWW noch immer erfolgversprechend und gerade im Fall von einem regionalen Business als obligatorisch zu verstehen.
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