Es ist kein Geheimnis: Die Deutschen lieben Bier wie kaum ein anderes Getränk. Jährlich schafft es der Durchschnittsbürger auf über 100 Liter. Angefeuert wird die Begeisterung für Bier derzeit durch eine Art Paradigmenwechsel. Während man sich jahrhundertelang auf das Deutsche Reinheitsgebot stützte und Bier lediglich mit den vier Grundzutaten Hopfen, Malz, Hefe und Wasser braute, hat sich inzwischen eine neue, weitaus kreativere Szene etabliert. Sogenannte Craftbier-Brauer ignorieren das Reinheitsgebot und experimentieren mit allerlei Zutaten – vom Rhababer über Karamell bis hin zu aromatischen Kräutern. Diese neuen Freiheiten kombiniert mit der nach wie vor anhaltenden Begeisterung der Deutschen für ihr Nationalgetränk Bier sorgt dafür, dass derzeit viele Menschen darüber nachdenken, einen Brauerei zu gründen. Dieser Beitrag verrät Ihnen, was Sie dabei alles beachten müssen.
Ein hart umkämpfter Markt
Eines gleich vorweg: Eine Brauerei gründen ist kein Kinderspiel. Denn Sie müssen nicht nur den komplizierten Prozess des Bier Brauens beherrschen, sondern sich auch mit jeder Menge Biss gegen die riesige Konkurrenz durchsetzen.
Zum einen wären da natürlich die großen, etablierten Brauereien, die deutschlandweit bekannt sind und ihr treue Stammkundschaft haben. Zum anderen kommen nun jedoch auch noch unzählige kleine Brauereien und die sogenannten Craftbeer-Brauereien hinzu. Vor allem letztere mischen den Markt derzeit ordentlich auf, da sie sich, wie eingangs bereits erwähnt, ohne schlechtes Gewissen über das Deutsche Reinheitsgebot hinwegsetzen und ausgefallene und sehr kreative Bier-Kreationen auf den Markt bringen.
Die Reaktion der Kunden ist deutlich: Viele Biertrinker sind auf der Suche nach neuen Geschmäckern und finden es keineswegs problematisch, dass ihr Lieblingsgetränk nicht mehr nur aus den vier Grundzutaten besteht. Die sogenannte Creftbeer-Revolution hat vielen vor Augen geführt, dass das Deutsche Reinheitsgebot ziemlich in die Jahre gekommen und im Grunde genommen gar nicht mehr notwendig ist. Dass die Craftbeer-Brauer eine Art ungeschriebenes Gesetz gebrochen hat, stört mittlerweile kaum noch jemanden.
Tradition oder neue Wege?
Wenn Sie eine Brauerei gründen wollen, sollten Sie sich zunächst einmal fragen, welchen Weg Sie einschlagen wollen: Den traditionellen, der sich nach wie vor am Deutschen Reinheitsgebot orientiert oder den neuen, der neben Hopfen, Malz, Hefe und Wasser auch andere Zutaten für ein leckeres Bier zulässt?
Diese Frage ist natürlich keinesfalls schnell beantwortet, sondern sollte stets gut durchdacht werden. Was Ihnen bei Ihrer Entscheidung unter Umständen behilflich sein kann, ist Ihre Zielgruppe. Fragen Sie sich, wen Sie mit Ihrem Bier erreichen und welches Image Sie über das Getränk transportieren wollen.
Wenn Sie den „klassischen Biertrinker“ erreichen wollen, ist wahrscheinlich der traditionelle Weg besser. Sind Sie jedoch eher an jungen, aufgeschlossenen und experimentierfreudigen Kunden interessiert, können Sie sich ruhig in die Welt der Craftbiere wagen.
Bier brauen will gelernt sein!
Sein eigenes Bier brauen und andere Leute damit glücklich machen – für viele dürfte das nach einem erstrebenswerten und erfüllenden Berufsziel klingen. Doch Vorsicht, ganz einfach ist es nicht. Wer wirklich schmackhafte und auch gesundheitlich unbedenkliche Biere auf den Markt bringen möchte, muss sich im Vorfeld intensiv mit dem Thema Bier brauen auseinandersetzen.
Wer eine Brauerei gründen will, sollte natürlich im Idealfall selbst Brauer sein. Alternativ können Sie jedoch auch einen gelernten Braumeister einstellen und Ihm als Betriebsleiter den Herstellungsprozess überlassen. Sie als Geschäftsführer würden sich dann um alle anderen Bereiche, beispielsweise das Organisatorische, das Marketing und den Vertrieb kümmern.
Räumlichkeiten, Ausstattung, Personal – Eine Brauerei gründen kostet Geld
Eine Brauerei gründen ist eine kostspielige Angelegenheit. Es nützt nichts, diese Tatsache zu verschweigen oder schönzureden. Gerade in der Anfangszeit müssen Sie mit vielen Ausgaben rechnen. Ein entsprechender Finanzierungsplan ist daher unumgänglich. Ihr Startkapital (für die Gründung einer GmbH brauchen Sie immerhin mindestens 25.000 Euro) kann sich beispielsweise aus den folgenden Geldquellen zusammensetzen:
- Eigenkapital ( = Ersparnisse, Rücklagen)
- Fremdkapital ( = Unterstützung von Freunden/Verwandten, Geldmittel eines Investors)
- Fördermittel (vom Land, vom Bund, von privaten Initiativen)
- Kredite
Um die Kosten bestmöglich im Blick zu behalten, ist es außerdem empfehlenswert, einen Businessplan für Ihre Brauerei zu erstellen. In diesem können Sie nicht nur festhalten, wie sich Ihr Unternehmen in den kommenden Jahren entwickeln soll, sondern auch mit welchen Ausgaben und Einnahmen zu rechnen ist. Eine solche Gegenüberstellung zeigt Ihnen (zumindest theoretisch), welches Geld Ihnen für weitere Schritte zur Verfügung stehen und mit welchem Gewinn Sie rechnen können. Bedenken Sie aber, dass ein Businessplan immer rein hypothetisch ist und es auch jederzeit ganz anders kommen kann.
Bei der Gründung einer Brauerei müssen Sie vor allem mit Kosten für die folgenden Posten rechnen:
- Kauf der Brauerei-Ausstattung (Kessel, Gefäße, Thermometer etc.)
- Entwicklung der Produkte
- Herstellung der Produkte / Kauf von Zutaten
- Mitarbeiter/Lohn
- Miete für die Brauerei-Räumlichkeiten
- Marketing
Das Bier an den Mann – und die Frau – bringen
Das Thema Vertrieb spielt bei der Gründung einer Brauerei eine besonders wichtige Rolle. Denn: Was bringt Ihnen ein herausragendes Bier, wenn es von niemandem getrunken wird. Glücklicherweise sind die Vertriebsmöglichkeiten im Fall von Genussmitteln wie Bier vielfältig. Wenn Ihr Produkt überzeugt, werden Sie keine großen Schwierigkeiten haben, es an den Mann und natürlich auch an die Frau zu bringen. Zu den wichtigsten Vertriebskanälen einer Brauerei gehören:
- Direkt-Vertrieb in der Brauerei oder einem angeschlossenen Verkaufs-Raum
- Vertrieb über Bars, Cafés, Kneipen…
- Vertrieb über Supermärkte und Getränkefachhandel
- Vertrieb über spezialisierte Craftbeer-Shops
- Vertrieb über Feinkost- und Genussmittel-Geschäfte, die sich (u.a.) auf spezielle Biere fokussieren
- Vertrieb auf Festivals, großen Partys, Kulturveranstaltungen, Stadtfesten, etc.
Wichtig ist auch hier wieder, sich seiner Zielgruppe anzupassen und diese nicht aus den Augen zu verlieren. Viele neue, noch kleine Brauereien richten ihren Vertrieb in den ersten Jahren bewusst lokal und regional aus und nutzen diese Chance, um eine Art Platzhirsch-Position einzunehmen. Bezeichnungen wie „Das erste Craftbier aus XYZ“ sind keineswegs unüblich, verlangen aber auch, dass Sie schnell sind und Ihre Brauerei möglichst bald gründen. Denn irgendwann – davon kann ausgegangen werden – wird es in nahezu jeder Stadt eine kleine, unabhängige Brauerei geben, die ihr eigenes Bier braut – egal ob nun nach Deutschem Reinheitsgebot oder völlig frei von allen Vorgaben und Einschränkungen.
Eine Brauerei gründen ist eine verantwortungsvolle und nicht ganz risikoarme Unternehmung, die viel unternehmerisches Geschick von Ihnen verlangt. Wer sich gut auf dieses Abenteuer vorbereitet, hat jedoch auch gute Aussichten auf Erfolg – immerhin ist Bier nach wie vor eines der Lieblingsgetränke der Deutschen.
Sie möchten noch mehr Informationen zum Thema Brauerei gründen? Dann schauen Sie bei der Gründerplattform vorbei, von der Idee bis zur Eröffnung, einfach erklärt und begleitet.
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