Das deutsche Schulsystem steht permanent auf dem Prüfstand. Lehrermangel, Ausfälle, zu viel Unterrichtsstoff in zu wenig Zeit… Es ist kein Wunder, dass viele Schüler überfordert sind und nicht mit dem Lehrplan mitkommen. In solchen Fällen ist es oftmals sinnvoll, über den Gang zum Nachhilfelehrer nachzudenken. Wenn Sie sich in diesem Berufsfeld selbstständig machen wollen, können Sie sich in der Regel über eine gute Auftragslage freuen – die Nachfrage ist nämlich schon seit Jahren hoch. Es wird geschätzt, dass etwa 25 Prozent der Schüler schon einmal Nachhilfeunterricht genommen haben. Doch wie wird man eigentlich Nachhilfelehrer? Und welche gesetzlichen Voraussetzungen muss man hierfür erfüllen?
Nachhilfeunterricht als Alternative zum richtigen Lehrerberuf
Nach wie vor entscheiden sich viele junge Menschen nach der Schule, selbst den Beruf des Lehrers auszuüben. Sie beginnen ein entsprechendes Studium, eignen sich theoretisches Wissen an und freuen sich auf die ersten praktischen Erfahrungen im Rahmen des Referendariats. Dieses hält für viele jedoch eine große Desillusionierung bereit. Ein extremes Stressniveau, hohe Anforderungen und teils sehr komplizierte Schüler sind nicht das, was man sich unter dem idealen Lehreralltag vorstellt. Und so kommt es, dass viele Lehramt-Studenten während oder nach dem Referendariat abbrechen und sich beruflich neu orientieren müssen. Doch was kommt dann?
Eine Karriere als Nachhilfelehrer ist perfekt, wenn Sie sich das theoretische Wissen für bestimmte Schulfächer angeeignet haben, aber nicht vor 30 Schülern unterrichten wollen oder können. Im Einzelunterricht oder mit kleinen Gruppen lassen sich Lehrinhalte sehr viel besser und auch effektiver vermitteln. Hinzukommt, dass die Kinder und Jugendlichen, die Sie unterrichten werden, mit einer völlig anderen Motivation an die Sache herantreten – immerhin ist Nachhilfeunterricht ein zusätzliches Angebot, das in der Regel nur von denen in Anspruch genommen wird, die auch wirklich wollen.
Welche Voraussetzungen muss ein Nachhilfelehrer erfüllen?
Wer denkt, dass man ein abgeschlossenes Studium vorweisen muss, um als Nachhilfelehrer zu arbeiten, der irrt sich. In der Tat gibt es keine strengen Voraussetzungen für diesen Beruf. Das heißt, dass sogar Uni-Abbrecher eine Laufbahn als Nachhilfelehrer einschlagen könn(t)en.
Allerdings muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass nachweisbare Qualifikationen – sprich: ein Abschluss und bestenfalls auch mehrjährige Berufserfahrung als Lehrer – maßgeblich dabei helfen, Kunden zu generieren.
Eltern wollen die Gewissheit haben, dass sie ihre Kinder in die Hände eines fähigen (Nachhilfe-)Lehrers geben. Ist dies der Fall, sind sie auch bereit, mehr Geld für die Nachhilfe zu bezahlen.
Was verdient ein Nachhilfelehrer pro Stunde?
Apropos Bezahlung: Wenn Sie Nachhilfelehrer werden wollen, interessiert es Sie sicherlich auch, auf welche Verdienstmöglichkeiten Sie sich einstellen können. Hierzu können natürlich keine allgemeingültigen Angaben gemacht werden. Wie hoch Ihr Stundensatz ausfallen darf, hängt von verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise:
- Abschluss
- Berufserfahrung
- angebotene Fächer
- Region
Generell kann gesagt werden, dass die meisten Nachhilfelehrer zwischen 20 und 50 Euro pro Stunde verdienen. Wenn die Nachfrage groß ist und/oder Sie sich durch eine besonders lange Berufserfahrung auszeichnen können, dürfen Sie auch mehr verlangen.
Übrigens: Wenn Sie sich als Nachhilfelehrer in einem der großen Netzwerke einstellen lassen, beträgt der Stundenlohn häufig nicht mehr als 10 Euro. Gerade für gut ausgebildete Akademiker und Lehrer mit mehrjähriger Berufserfahrung ist das ein überzeugender Grund, den Weg in die Selbstständigkeit zu wählen.
Schwarzarbeit im Bereich der Nachhilfe
Vor allem pensionierte Lehrer bieten Nachhilfe häufig „schwarz“ an – das heißt, sie melden ihre Einnahmen nicht dem Finanzamt und müssen demzufolge auch keine Steuern zahlen. Diese Praktik ist in Deutschland nicht erlaubt. Wenn Sie Nachhilfelehrer werden und ein seriöses Business aufbauen wollen, sollten Sie auf jeden Fall einen großen Bogen um die Schwarzarbeit machen und all Ihre Einnahmen versteuern.
Tipp: Wer Kunden durch möglichst günstige Stundensätze anlocken will, kann von der Kleinunternehmerregelung Gebrauch machen. Denn dann müssen Sie keine Umsatzsteuer abführen und können die Dienstleistung zum Netto-Preis anbieten. Der Nachteil dieser Strategie: Sie dürfen im ersten Geschäftsjahr nicht mehr als 17.500 Euro Umsatz machen und in allen weiteren nicht mehr als 50.000.
Nachhilfelehrer werden: Immer auch ans Marketing denken
Auch wenn Sie als Nachhilfelehrer vorrangig mit Kindern und Jugendlichen arbeiten werden, dürfen Sie nie vergessen, dass es sich dabei um Ihre Kunden handelt – und Kunden müssen wie in jeder Branche erst einmal gewonnen werden.
Damit Sie von Anfang an möglichst viele Aufträge an Land ziehen, ist ein sympathisches und transparentes Marketing unverzichtbar. Wenden Sie sich beispielsweise an Schulen in Ihrer Region und fragen Sie, ob Sie Informationsflyer auslegen dürfen. Auch Jugendclubs, familienfreundliche Cafés und die schwarzen Bretter in Supermärkten sind gute Anlaufstellen für ein analoges Marketing.
Ihr wichtigster Werbekanal wird jedoch die Empfehlung sein. Schüler und vor allen Dingen Eltern, die mit Ihrer Arbeit zufrieden sind (und beispielsweise schon bald bessere Schulnoten feiern können), werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit anderen Interessenten weiterempfehlen. Auf diese Weise wird Ihr Kundenstamm innerhalb kurzer Zeit schnell wachsen und sich festigen – vorausgesetzt, Ihr Nachhilfeunterricht ist überzeugend und Sie können auch als Mensch punkten. Sympathie spielt bei der „Mundpropaganda“ stets eine wichtige Rolle.
Legen Sie sich darüber hinaus unbedingt einen Google My Business-Account an und bitten Sie Ihre Kunden darum, eine Bewertung abzugeben. Wenn ein Interessent beispielsweise nach „Nachhilfelehrer Berlin“ sucht und neben Ihrer Webseite auch positive Bewertungen findet, wird er viel eher geneigt sein, Kontakt zu Ihnen aufzunehmen.
Weitere Tipps für angehende Nachhilfelehrer
- Die richtigen Räumlichkeiten: Wenn Sie professioneller Nachhilfelehrer werden wollen, brauchen Sie auf jeden Fall entsprechende Räumlichkeiten, in denen der Unterricht stattfinden kann. Mieten Sie hierfür beispielsweise ein Büro mit separatem Raum oder richten Sie ein entsprechendes Zimmer in Ihrer Wohnung/Ihrem Haus ein.
- Die beliebtesten Nachhilfefächer: Je häufiger Schüler Nachhilfe in einem bestimmten Fach brauchen, desto besser ist das für Ihr Geschäft. Besonders viel Zuspruch werden Sie erhalten, wenn Sie Nachhilfe für die Fächer Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen anbieten. Doch auch alle naturwissenschaftlichen Fächer, Geschichte und Wirtschaft sind häufig bei Nachhilfelehrern gefragt.
- Die ideale Gruppengröße: Natürlich ist Nachhilfeunterricht am effektivsten, wenn es sich dabei um Einzelunterricht handelt. Es spricht allerdings auch nichts dagegen, gleich zwei oder sogar drei Schüler gleichzeitig zu unterrichten. Das hat den Vorteil, dass sich diese (beziehungsweise deren Eltern) die Kosten für die Nachhilfestunde teilen können. Der Aufwand für Sie wird hingegen nicht nennenswert größer.
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